B) Warum Kunden nicht ALLE deine Bilder möchten
Ich habe es oft gehört und andere Fotografen auch. Es ist die schrecklichste Frage für jeden Fotografen:
„Guten Morgen :)) Matthias, kannst du mir die restlichen Fotos schicken, so wie sie sind, damit ich sie haben kann! Wir haben die, die du uns geschickt hast. Dann werde ich sie auswählen ?? !! Die von der Hochzeit, so wie sie sind. Ohne jegliche Bearbeitung. Wenn das ok ist."
Es ist schrecklich! Und zwar aus dem einfachen Grund, dass du deinen Kunden nicht im Stich lassen, nicht verärgern oder enttäuschen möchtest. Die Antwort auf diese Frage ist und sollte in der Regel „Nein“ sein. Dann beginnt die Auseinandersetzung und dein Kunde fragt dich, warum du ihm nicht alle Bilder geben kannst.
Versteh mich nicht falsch! Ich verstehe den Kunden total. Das würde ich auch fragen! Niemand gibt gerne die Kontrolle auf. Vor allem, wenn man dafür bezahlt. Es ist schwer, einer Person zu vertrauen, die man kaum kennt. Daher möchten Kunden sicherstellen, dass sie die bestmöglichen Aufnahmen erhalten. Völlig verständlich! Ich als Fotograf weiß genau, warum ich bestimmte Bilder aufgenommen habe und wie viele Fotos ich möglicherweise gemacht habe, um einen einzelnen Moment aufzunehmen. Für ein Bild können bis zu 20 Aufnahmen gemacht werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Leute nicht wirklich die Lust und Zeit hätten, sich durch ein komplettes Hochzeitsshooting durchzuarbeiten um selbst die besten Bilder auszuwählen. Das ist ein inklusiver Service für mich als Dienstleister. Es ist eine Menge Arbeit! Wenn ich also 400-500 bearbeitete Bilder einer Hochzeit herausgebe (auch wenn ich 3500 geschossen habe), ist meiner Meinung nach immer noch genug Spielraum für den Kunden vorhanden, um die Lieblingsmomente auszuwählen, die er mit seinen Freunden teilen möchte. Ich versuche hier, eine Brücke zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Wahrnehmungen des Erstellungsprozesses zu schlagen, zwischen dem angestellten Spezialisten und dem (oft unwissenden) Kunden.
Lass uns ein anderes Beispiel dafür verwenden: Wir gehen alle zu bestimmten Spezialisten in unserem täglichen Leben. Wir suchen nach Hilfe bei Dingen, von denen wir selbst nichts wissen: Ärzte, Zahnärzte, Friseure, Klempner, schlagmichtot. Beim Beispiel des Friseurs: Interessiert es dich wirklich, wie er zum Endergebnis kam? Sobald du dich dazu verpflichtet hast, die Haare zu schneiden, gibt es kein Zurück mehr und du musst ihm einfach vertrauen. Wenn das Ergebnis gut war, gehst du das nächste Mal zu ihm zurück. Wenn nicht, gehst du nicht zurück. In jedem Fall lässt du ihn seine Arbeit beenden und bezahlst ihn dafür. Du sagst ihm nicht "Bis jetzt hast du großartige Arbeit geleistet. Ich mache von hier alleine weiter" und schneidest dir die restlichen Haare selbst. Du wartest bis zum Ende, um dein endgültiges Urteil abzugeben. Dich juckt das Endergebnis, nicht der Prozess, der dahin führt. Du hast dich entschieden, die Kontrolle aufzugeben und einem Experten mit jahrelanger Erfahrung zu vertrauen. Warum machst du das nicht auch mit anderen Dienstleistern? Du gehst nicht zum Zahnarzt, um eine Füllung zu bekommen, unterbrichst ihn einfach in der Mitte, änderst deine Meinung und willst es von dort aus selbst machen. Ursprünglich bist du gekommen, um Hilfe für etwas zu suchen, von dem du selbst nicht viel weißt. Warum solltest du es plötzlich besser wissen? Du siehst, das ist bei allen Dienstleistern gleich: Friseuren, Zahnärzten, Ärzten und ja sogar Fotografen und professionellen Retuschern. Zurück bei der Fotografie, wird es Zeit, als Fotograf transparenter zu werden, damit andere verstehen, warum sie unserem Urteil vertrauen und ihre Kontrolle aufgeben können. Also lasst uns gleich loslegen:
Es gibt viele Gründe für Fotografen, mehr Bilder zu schießen, als sie letztendlich an ihren Kunden liefern. Einige von ihnen sind offensichtlicher als andere. Beginnen wir mit drei Beispielen, deren Komplexität sich bis zunehmendes steigert:
1) Du möchtest nicht alle Bilder, da sie in mindestens eine der folgenden Kategorien fallen: Fast identische Bilder, Sicherungsaufnahmen für den Fotografen, Aufnahmen verschwommener Bilder, Kinder / Tiere / Autos im Bild , Augen geschlossen, Haare im Gesicht, unschmeichelhafte Posen oder Mimik. Vertrau mir einfach, ich habe dir die besten Aufnahmen gemacht, die es gab! Und es gibt Gründe, dass du die anderen nicht haben möchtest. Lass uns mal sehen. Glaubst du wirklich, du brauchst sie alle? Reicht ein Bild nicht aus, um diese Geschichte zu erzählen? ;)